“Clifhanger am Fuji” by Astrid Mayerle (German & English)

Kaori Nakajimas Bilder und Installationen beschäftigen sich mit Fragen kultureller Identität. So taucht etwa der Berg „Fuji“, die bekannte Ikone des japanischen Nationalbewusstseins, in ihren Lithografien und Collagen auf. Kaori Nakajima überträgt solche vielfach konnotierten Objekte mit hohem Wiedererkennungswert in neue Zusammenhänge, die lose, inkohärent und offen sind. Häufig folgen die Bilderzählungen den Prinzipien der Collage und der Montage. Die Vorlagen stammen aus Büchern, Kunstkatalogen oder dem Internet.

Kaori Nakajima löst bestimmte Elemente oder Figuren aus ihrem Kontext und integriert sie in eine neue Umgebung. So tauchen in verschiedenen Arbeiten Figuren auf, die einem Buch über mittelalterliche Foltermethoden entnommen sind. Kaori Nakajima reduziert die Fragmente so sehr, dass man den ursprünglichen Kontext der Figuren und ihre frühere Bedeutung kaum erahnen kann. Zum Teil kippt die Wirkung, so dass die schmerzvoll gepeinigten Menschen erscheinen, als hätten sie eine freie Körperhaltung und einen friedlichen Gesichtsausdruck. Es stellt sich die Frage: wie verlässlich ist ein Bild? Kaori Nakajima untersucht den Umschlagpunkt der Bedeutungsmöglichkeiten, also jenen Punkt, an dem auf die Aussage des Bilds kein Verlass mehr ist oder an dem sich unsere Vorstellungen verselbständigen. Daher kreuzen sich in Kaori Nakajimas Bildern Realität und Fiktion. Während es in den Gemälden häufig um traumhafte Zustände geht, leben die Collagen von illusionistischen Momenten und der Aufhebung von Räumlichkeit.

Astrid Mayerle, 2011
Kunsthistorikerin und Kulturjournalistin

 


English: Cliffhanger on Fuji

Kaori Nakajima´s pictures and installations deal with questions of cultural identity. For example, Mount Fuji, the well known ikon of Japanese national awareness, appears in her lithographs and collages. Kaori Nakajima transfers such frequently connoted objects with recall value in new coherences, which are loose, incoherent and open. Often her pictorial narratives follow the principles of collages and montages. The templates are taken from books, art catalogues or the internet.

Kaori Nakajima detachescertain elements or figures from their context and integrates them in a new setting. In various works figures emerge taken from a book about medieval torture. Kaori Nakajima reduces these fragments so much, that we can hardly divine their initial context and meaning. Partially the results tilt to the point, that painfully tormented people appear to have a free posture and peaceful expression. This begs the question: how reliable is an image? Kaori Nakajima examines the point of sudden change of the possibilities of meaning, thus the point, in which there is no more reliance in the message of the picture, or in which our perceptions assume an independent reality. Hence reality and fiction cross each other in Kaori Nakajima’s pictures. Whereas in the paintings it is often about dreamlike states, the collages come alive through illusionary moments and repeal of spatiality.

Astrid Mayerle, 2011
Art Historian and Cultural Journalist

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